Lipödem die undankbare Erkrankung
Warum undankbar ?
Menschen mit Lipödem oder Lipödemen wurden früher häufig als dick bezeichnet, dass eine Erkrankung dahintersteckt die sogenannte Fettverteilungsstörung, daran glaubte kaum jemand. Heutzutage, weiss man mehr über diese Erkrankung und sie wird auch langsam in der Gesellschaft akzeptiert. Es gibt viele Betroffene, welche nicht nur mit dem ästhetischen Aspekt ein Problem haben, sondern auch mit Ihrer Gesundheit.
In erster Linie, hört sich das Wort Fettverteilungsstörung nicht so schlimm an, jedoch verbirgt sich hinter dem harmlos wirkenden Wort viel mehr als “nur Fett, dass ungleichmässig verteilt ist”. Strukturen in unserem Körper können in Mitleidenschaft gezogen werden, sei dies die Blutgefässe oder auch die Lymphgefässe, welche wichtige Arbeit leisten.
Was ist genau ein Lipödem ?
Ein Lipödem ist eine Unterhautfettgewebevermehrung, welche chronisch ist und mit den Jahren zunehmend ist. Sie verläuft symmetrisch. Die Geschwindigkeit des Fortschreitens der Erkrankung, ist jedoch von Person zu Person unterschiedlich. Neben der Fettgewebe-vermehrung zeigt sich auch eine orthostatische Ödembildung. Das heisst, es sammelt sich vermehrt “Wasser” bspw. in den Beinen an, wenn man z.B. lange steht. Durch die folglichen ungleichen Proportionen, erscheinen die Beine und/oder Arme viel voluminöser als der Rumpf. Mit den entstehenden Ödemen entwickelt sich ein unangenehmes Spannungsgefühl mit Berührungsempfindlichkeit und oft ausgeprägten Druckschmerzen. Betroffene haben oft schneller die Neigung zu Hämatomen.
Wer sind die Betroffenen und wann kann es entstehen ?
Am häufigsten sind Frauen betroffen. Die Erkrankung, tritt meist nach der Pubertät auf, wobei sie insbesondere im Lauf der Jahre nach Schwangerschaften, Klimakterium (=Wechseljahre) zunehmen kann. Die meisten Betroffenen kommen erstmals zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr in die Behandlung.
Wie zeigt sich der Krankheitsverlauf?
Die Erkrankung ist chronisch und verläuft meist schrittweise zunehmend. Die Erkrankung weist 3 Stadien auf, wobei man sich am Ende nicht zwingend im 3. Stadium befinden muss. Im 1. Stadium ist die Unterhaut (=Subkutis) gleichmässig verdickt, die Hautoberfläche glatt, in diesem Stadium ist die Erkrankung von einer “normalen” Gewichtszunahme schwer zu unterscheiden. Im 2. Stadium ist die Hautoberfläche uneben und überwiegend wellenartig zusätzlich sind knotenartige Strukturen im verdickten Unterhautgewebe spürbar.
Im 3. Stadium ist die Umfangsvermehrung ausgeprägt. Überhängende Gewebeanteile (Wammen) vorwiegend im Oberschenkelbereich aussen und innen können sich entwickeln. Die Volumenvermehrung zeigt sich oft so, dass sie z.B. bei den Beinen oberhalb des Knöchels oder an den Armen an den Handgelenken abrupt endet. Bedeutet, die Betroffenen haben voluminöse Arme/Beine, haben dann aber ab Handgelenk/Fussknöchel schlanke Hände/Füsse.
Symptome:
– Meist symmetrische Problematik (beide Arme/Beine) betroffen
– Wassereinlagerungen abends und bei Wärme
– Spannungsschmerzen (dumpf, drückend,schwer)
– Empfindlich bei Berührung/Druck der betroffenen Extremitäten
– Auffallend schnell Hämatome sichtbar
– Kühle Haut an bestimmten Bereichen
Dadurch, dass viele Betroffene erst glauben sie hätten zugenommen versuchen es viele mit Sport/Ernährung was jedoch schnell scheitert, da sie trotzdem zunehmen.
Dieser entstehende Frust, äussert sich dann vielfach mit zu viel Essen oder/und Isolationen was dann zu einer Gewichtszunahme führt/führen kann.
Komplikationen:
– Hautirritationen durch das aneinander Scheuern der Haut
– Veränderung des Gehens (Das Gehen wird schwieriger durch das entstandene zusätzliche Gewicht und durch die möglichen Hautüberlappungen)
– Als Folge von jahrelangen Fehlstellungen der Beine, Arthrosen im Knie und Fussgelenk.
– Lipolymphödem
Therapiemöglichkeiten:
Konservative Variante:
Am Anfangsstadium in welcher das Ödem v.a. auftritt wenn man lange stehen muss kann eine Kompressionsbestrumpfung helfen. Im späteren Zeitpunkt in der das Ödem durch das Liegen in der Nacht nicht mehr reversibel ist, wird eine KPE (Komplexe physikalische Entstauungstherapie nötig. Mit dieser Therapie können die Druck- und Spannungsschmerzen vermindert werden und die Volumenabnahme der Beine und Arme erzielen. Diese Therapie benötigt es dann jedoch lebenslang um nicht einen Rückschritt zu leisten.
Operative Variante; Liposuktion
Mit der operativen Behandlung lässt sich häufig eine deutliche Verminderung des krankhaft vermehrten Unterhautfettgewebevolumen erzielen. Durch die Verminderung des Volumens und somit auch des Gewichts verbessern sich dann auch die übrigen Symptome wie bessere Gehfähigkeit oder weniger Druckschmerzen.
Persönliche Meinung zum Thema Therapie:
Beide Therapien sind nicht “cool”!
Die konservative Therapie benötigt viel Konsequenz und viel Selbstbeherrschung, wenn es z.B. darum geht den ganzen Tag Kompressionsstrümpfe an den Beinen zu tragen wenn es draussen 30-35°C ist.
Patienten welche bei mir in Behandlung waren äusserten sich zu Ihrer Problematik unterschiedlich, darunter waren auch Personen welche eine Liposuktion haben durchführen lassen. Meiner Meinung nach sollte man sich die Liposuktion gut überlegen, da ich Patienten bei mir hatte welche guten Erfolg mit der OP hatten jedoch auch welche darunter sind welche keine grosse Verbesserung der Problematik verspürten oder sich anschliessend ein Lipolymphödem entwickelt hat (Was die Erkrankung nicht einfacher macht).
Was jedem Betroffenen jedoch bewusst sein muss; Für die Kosten der Operationen (meist dann mehrere notwendig) müssen bis heute häufig die Betroffenen selber aufkommen (keine Krankenkassenübernahme).
Deshalb empfehle ich den Betroffenen eine genaue Abklärung und sich die nötige Zeit für die Entscheidung zu nehmen.